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Aus : kreuz.net
katholische nachrichten
Samstag, 3. September 2005 13:41
Blitzstrahl aus dem Vatikan
Der 73jährige Gründer einer italienischen Ordensgemeinschaft wurde kürzlich als Priester de facto suspendiert. Er soll sich an seinen Untergebenen vergangen haben.
Der Getroffene heißt Pater Luigi Burresi – genannt Padre Gino.
Der italienische Ordensmann wurde als Mystiker, Visionär und Gründer international bekannt.
Doch jetzt hat sich sein Schicksal gewendet.
Dem Pater ist es in Zukunft untersagt, die Beichte zu hören, geistliche Begleitungen durchzuführen, zu predigen, die Sakramente öffentlich zu spenden und sich in irgendeiner Form mündlich oder schriftlich über die katholische Lehre, die Moral sowie über übernatürliche oder mystische Phänomene zu äußern.
Was ist der Grund dieser harten Strafe?
Das Dekret der Glaubenskongregation – das der US-Wochenzeitung ‘National Catholic Reporter’ zugespielt wurde – nennt Mißbräuche beim Beichtehören und bei der geistlichen Begleitung.
Interne vatikanische Quellen sprechen auch von sexuellen Mißbräuchen mit Seminaristen und Untergebenen. Sie sollen in den 70er und 80er Jahren stattgefunden haben.
Das Dekret über Padre Gino ist das erste Dokumente der Glaubenskongregation, das die Unterschrift des neuen Präfekten trägt. Die Verordnung wurde vom Papst persönlich approbiert. Damit kann gegen sie nicht appelliert werden.
Padre Gino begann seine Karriere als einfacher Laienbruder der Ordensgemeinschaft der ‘Oblaten der Jungfrau Maria’. Damals hieß er noch ‘Fratel Gino’.
Bei San Vittorino – in der Nähe von Rom – begann er in einer einfachen Baracke Leute zu empfangen. Vielen galt er als ein neuer Pater Pio.
Dem Laienbruder wurden mystischen Begabungen, Stigmata, Visionen, direkte Kontakte zur Muttergottes und Fähigkeiten bei der geistlichen Begleitung nachgesagt.
Der Zustrom der Gläubigen aus der ganzen Welt war beachtlich. Schon bald konnte Fratel Gino mit dem Geld der Pilger ein marianisches Heiligtum und ein Internationales Priesterseminar errichten.
Der Mystiker entwickelte sich mehr und mehr zu einer Attraktion. Gläubige aus der ganzen Welt reisten zu ihm und suchten seinen Rat. Sogar die ehemalige philippinische Präsidentin Corazon Aquino soll sich für den Gottesmann interessiert haben.
Padre Gino zog auch viele Seminaristen aus der ganzen Welt an – vor allem aus den USA.
Im Jahre 1983 wurde Fratel Gino – inzwischen 51 Jahre alt – zum Priester geweiht. Von nun an hieß er Padre Gino.
Doch im Mai 1988 kam der erste Rückschlag.
Zwei der Seminaristen, die sich um Padre Gino gesammelt hatten, wandten sich mit Beschwerden an die Oberen des Ordens der ‘Oblaten der Jungfrau Maria’. Etwas später sollten weitere fünf dazu kommen.
Die Seminaristen erklärten, daß Padre Gino sie mehrmals in sein Zimmer gelockt und sexuell mißbraucht habe.
Padre Gino habe sie geküßt und gleichzeitig fromme Dinge von sich gegeben wie: „Laß dich von Gott berühren. Lieben bedeutet nicht Sündigen.“
Die kirchlichen Vorgesetzten handelten schnell.
Schon am 6. Juni 1988 schafften sie den ins Zwielicht geratenen Pater nach Österreich. Dort besitzt der Orden im ostösterreichischen Burgenland eine Niederlassung, die sich Loretto-Haus nennt.
Die Anklagen gegen den Pater wurden zur Untersuchung an die vatikanische Ordenskongregation weitergereicht.
Doch dort war der zweite Mann, Erzbischof Vincenzo Fagiolo – inzwischen Kardinal – selber ein Anhänger und Beichtkind von Padre Gino.
Darum mußte der bedrängte Pater nicht lange im fernen Österreich ausharren. Er zog schon bald in die sonnigere Toskana.
Dort fand er in Montignoso di Gambassi Terme eine neue Bleibe. Der Ort gehört zur Diözese Volterra. In Montignoso ist Padre Gino immer noch zuhause.
Volterra ist eine Stadt der italienischen Provinz Pisa und liegt in der Toskana.
Die Ordenskongregation legte das Ergebnis ihrer Untersuchung nach zwei Monaten vor. Es fiel zugunsten von Padre Gino aus. Gerügt wurden seine Ordensoberen. Sogar die Rückkehr des Paters nach San Vittorino wurde empfohlen.
Doch die Ordensoberen gaben nicht nach.
Sie appellierten im November 1988 an Papst Johannes Paul II. und verlangten, eine Untersuchung durch die Glaubenskongregation oder durch eine spezielle Kommission.
Die Antwort kam im Januar 1989.
Sie war eine typische kuriale Vernebelungslösung. Man wollte dem angeklagten Pater Recht geben, ohne sich zu deutlich auf seine Seite zu stellen.
Darum wurden einerseits der Generalobere der ‘Oblaten der Jungfrau Maria’ und andere Obere der Gemeinschaft aus ihren Ämtern entfernt.
Andererseits setzte der Vatikan eine relativ harmlose Kommission von drei betagten Kardinälen ein, um die Sache noch einmal zu erwägen.
Die altersschwache Kardinalskommission hörten sich einen der sieben ursprünglichen Beschwerdeführer an. In der Zwischenzeit waren noch vier weitere Ankläger dazugekommen.
Das Ergebnis wurde im Februar 1990 bekanntgegeben.
Man erlaubte dem bedrängten Pater, in Montignoso zu bleiben und sein Werk fortsetzen. Es wurde ihm nur untersagt, sich um die jungen Berufungen zu kümmern.
1992 trat Padre Gino aus seinem Orden der ‘Oblaten der Jungfrau Maria’ aus und gründete seine eigene Gemeinschaft: die ‘Diener des Unbefleckten Herzens Mariens’.
Die Gruppe besteht aus einem weiblichen und einem männlichen Zweig und umfaßt bereits 150 Mitglieder.
Doch im Jahre 1997 eröffnete die Glaubenskongregation eine eigene Untersuchung. Das Ergebnis kam im Mai 2002.
Es kam zum Schluß, daß die Anklagen verjährt seien. Deshalb wurde Padre Gino weder verurteilt noch bestraft.
Gleichzeitig beschuldigte die Glaubenskongregation den Pater einer ganzen Reihe von schweren Vergehen:
Verletzung des Beichtgeheimnisses, Verwendung von Informationen aus der Beichte gegen den Beichtenden, Verletzung des guten Namens von Personen, Verletzung der Persönlichkeitsrechte, Anstiftung zum Ungehorsam gegen die Oberen, falscher Mystizismus, Behauptung von Erscheinungen, Visionen und übernatürlichen Botschaften.
Der Bericht warnt davor, daß eine fehlende Bestrafung des Paters von seinen Anhängern benützt werden könnte, um ihn reinzuwaschen.
Ausdrücklich erwähnt der Bericht, daß einige von ihnen während des Prozesses erklärt hatten, daß Padre Gino daraus „triumphierend“ hervorgehen würde. Er werde nachher „respektierter sein als vorher“, „ohne jeden Schatten“, „glorreicher als zuvor“.
Darum kommt der Bericht zum Schluß:
„Wenn sein priesterlicher Dienst nicht eingeschränkt wird, weil die nachgewiesenen Anklagen verjährt sind, dann wird das Urteil dieses Gerichtes als Propagandainstrument zugunsten des Angeklagten verwendet. Er wird dann weiter in der Lage sein, jenen seelisch schwachen Menschen zu schaden, die sich unter seine geistliche Obhut stellen.“
Das war vor drei Jahren – siebzehn Jahre nach Beginn der ersten Untersuchungen.
Der neue Papst hat schnell gehandelt.